Martin L. Gore – 5 Dinge, die wir Gitarristen von ihm lernen können

 August 21, 2020


Der Saal kochte.

Die Band spielte ihren größten Hit.

Tausende Fans streckten ihre Hände in die Luft und sangen den Refrain.

Jetzt war das Gitarrensolo dran.

Die Spannung stieg.

Martin trat zu seinem Gitarrensolo nach vorne, hob seine Gretsch und spielte…

EINEN Ton.

Die leere E-Saite.

GÄNG !

Zweite Runde.

Singen Schalalala…

Und noch einmal.

GÄNG !

Ich musste laut loslachen und konnte mich nicht mehr halten.

Hallo ?

Gitarrensolo?

Das war kein Solo.

Das war albern. Völlig dämlich.

Martin war soeben als Gitarrist für mich gestorben.

Der konnte doch nicht spielen.

Pfff…



Damals hörte ich sehr viel Metal und Jazz und fand ich dieses „Solo“ natürlich total bescheuert.

Bei einem SOLO wollte ich den Gitarristen abgehen sehen.

Ich wollte krasse Tricks und ultraschnelle Licks hören oder wenigstens… keine Ahnung…

Aber das?

Ich saß mit Freunden bei einem Bier zusammen und wir schauten uns die Depeche Mode Live-DVD Devotional* an.

Ein absoluter Kultfilm.

Für viele Fans der kreative Höhepunkt der Band schlechthin.

Ich war in diesem Moment zunächst einmal fertig mit meinen Jugendhelden. Depeche Mode hatten mich durch meine Pubertät gebracht. Sie hatten meinen Musikgeschmack entschieden geprägt. Aber nun war Schluss.

Keine virtuosen Gitarren… keine Gnade.

Durchgefallen.

Tschüss !

-

Jahre später.

Ich stehe in einem Proberaum und spiele das Riff von „Enjoy The Silence“.

Forced To Mode proben für einen Auftritt und ich musste schon ein wenig recherchieren, um diese berühmten Töne auf den richtigen Saiten zu spielen. Ohne die authentischen Quietscher zwischen der Melodie ist dieses Riff nicht cool genug. Und die entstehen nur auf den tiefen Saiten. Es soll schon alles stimmen.

Ich spiele jetzt seit 10 Jahren Songs von Depeche Mode. Beruflich 😉

Zeit genug, um noch einmal über mein damaliges Urteil nachzudenken.

Mein Musikgeschmack hat sich nicht grundlegend geändert. Ich stehe immer noch auf virtuose Gitarristen. Ich übe immer noch so viel es geht, um auf der Gitarre weiterzukommen.

Aber ich bin keiner von diesen Metal- oder Jazz-Polizisten mehr.

Mittlerweile höre ich mir die Musik an und nicht nur die Gitarren.

Es ist schon lustig. In Gesprächen zwischen Gitarristen geht es oftmals um das krasse neue Ding, den abgefahren Run, das ultraschnelle Tapping, die brettharten Riffs, wie schnell jemand durch die Changes spielt…

Es geht sehr selten um Songwriting.

Dabei, mal ehrlich… ohne SONGS könnten wir keine Soli spielen. Ohne Kompositionsvorlage wäre unser ach so glorreiches Gitarrensolo nur… ein Solo.

Genau…

Ein Gitarrist, einsam und verlassen auf einem Berg in den Highlands spielt (zugegeben mit einem ultrafetten Sound) sein Instrument.

Ansonsten hört man nur den Wind, Wolken ziehen über den Himmel, aus weiter Ferne hört man ein paar Schafe blöken, ein Adler schreit, weil er das Kaninchen wieder nicht bekommen hat… Blöder Gitarrist. Muss der immer so laut sein, dass sich mein Abendbrot genervt in seine Höhlen verkriecht?

Ansonsten keiner da. Niemand hört zu.

Außer das verschreckte Murmeltier da hinten am Bach…

Du weißt, worauf ich hinaus will.

Die Menschen wollen Songs hören. Manchmal auch gerne mit einem Gitarrensolo. Aber zunächst einmal Songs. Und ein cooles Riff. Das fetzt. Das ist geil.

Und weil ich mittlerweile auf gute Gitarren stehe und nicht mehr nur auf Gitarrengefidel, konnte ich von Martin L. Gore eine Menge als Gitarrist lernen.

Hier sind 5 Punkte, die Dich vielleicht auch ein wenig inspirieren.

Auf geht’s:


1. Schreibe Songs !

Martin hat 14 Depeche-Mode-Studioalben mit ca. 160 Songs gefüllt. Über 50 davon wurden als Singles veröffentlicht.

Mit guten Songs wirst Du unsterblich.

Selten erinnert man sich noch genau an ein Gitarrensolo (Ausnahmen bestätigen die Regel). Aber ein „People Are People“ kann sogar Deine unmusikalische Tante mitträllern.

Außerdem machen Dich die Tantiemen reich. Ein Gitarrensolo alleine wird Dich selten wohlhabend machen.

Schreibst Du einen Hit, besteht zumindest die Möglichkeit.

Merke: Hast Du noch keine Villa, war es noch kein Hit. 😉


2. Schreibe großartige Gitarrenriffs!

Ein Hit mit einem unsterblichen Riff ist ein Megahit.

Zumindest für uns Gitarristen.

Wer hätte nicht gerne das Dong didel Dong von „Personal Jesus“ oder das Damm dimm damm damm von „Enjoy The Silence“ erfunden? Gitarrenriffs für die Ewigkeit.

Notiz am Rande: Eigentlich wollte Martin „Enjoy the Silence“ als Ballade veröffentlichen. Als er aus dem Urlaub zurück kam, hatte das Produzententeam Flood / Alan Wilder daraus jedoch einen „Dance-Hit“ geschraubt. Martin war damit nicht wirklich glücklich, spielte aber rasch noch das berühmte Gitarrenthema ein.

Manchmal muss man eben auch zu seinem Ruhm gezwungen werden 😉

Selbst die Keyboard-Themen von Depeche Mode sind oftmals sehr gitarristisch. Oder es wurden Gitarren genommen und solange durch Sampler geschickt, bis sie nicht mehr als solche zu erkennen waren.

Also. Schreibe Riffs !


3. Kümmere Dich um Deinen Gitarrensound !

Du willst gehört werden? Dann sorge dafür, dass man Dir gerne zuhört. Und das funktioniert zunächst einmal über einen supergeilen Sound. Was jeder einzelne dafür hält, ist allerdings so vielfältig, wie die Käsekuchen-Rezepte unserer Omas.

Im Laufe der letzten 40 Jahre hat sich Martins Gitarrensound von einem chorusgetränkten 80er Sound immer mehr in Richtung eines großen, bluesig-twangigen Gretschsound entwickelt. Massiv und edel wie ein Cadillac.

Live schwört er neuerdings sogar auf Kemper Amps. Das macht bei einer so großen Produktion aber auch Sinn.


4. Spiele songdienlich !

Martin muss nicht die ganze Zeit die Gitarre in der Hand halten. Er spielt, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.

Das Intro-Riff.

Die Wah Wah - Refraingitarre.

Oder das E-Bow-Solo.

Alles ist komponiert und absolut ausgecheckt.

Depeche Mode rocken zwar gewaltig, sind aber natürlich keine Gitarren-Band.
Martins Gretsch erhält ganz bewusst ihren Platz im jeweiligen Song, kommt dadurch aber besonders zur Geltung.

Das berühmte „Weniger ist Mehr“.


5. Vergraule Deine Zuhörer nicht mit einem schlechten, ultralangen Solo

Für die meisten „normalen“ Musikfans ist Virtuosität sowieso eher abschreckend. Es „reicht“ tatsächlich ein gutes Riff und ein super Sound.

Wenn aber doch einmal Zeit für ein richtiges Solo ist (Yippie !!!), dann nimm Deine Fans mit auf eine Reise. Finde Melodien. Baue Dein Solo spannend auf. Zeige ein paar Tricks, aber nicht alle auf einmal. Du bist hier nicht bei einer Talenteshow 😉

Natürlich kannst Du spielen, so viel und was Du möchtest. Spielst Du aber in einer Band und versuchst, möglichst viele Menschen mit Deiner Musik zu erreichen, dann sei „listenable“. Dann klappt es auch mit dem unsterblichen Ruhm.

Zum Schluss noch …


6. Sei cool !

Martin sieht mit seiner Gretsch ultra-cool aus.
Das finden zumindest seine Fans.

Und wir wollen das auch. Cool aussehen wie ein richtiger Rockstar.
Also zieh Dir ein paar scharfe Klamotten an und rock die Meute.

Und dann ist auch nur der EINE Ton cool.

Gäng !

Ich hoffe, ich konnte Dich wieder ein wenig motivieren.

Viel Spaß mit der Gitarre.

Und nicht vergessen:

MACHEN UND LACHEN !


Hole Dir die 7 Regeln,

wie Du ein unglaublich guter Gitarrist wirst

Trage Dich in meinen Newsletter ein und ich schenke Dir mein E-Book.
Zusätzlich versorge ich Dich mit einer regelmäßigen Portion Motivation direkt in Dein Postfach.