Warum Du auf der Gitarre nicht weiterkommst

 August 14, 2020


Ich bin verzweifelt.

Schon wieder so ein neuer Gitarrist.

Keine Ahnung wo der wieder herkommt.

Aus Aserbaidschan oder Kirgisistan oder Krassistan…

Der Typ nagelt irgendwelche Country- Bebop- Deathmetal-Soli in dreifacher Lichtgeschwindigkeit durch den Äther und mir wird schlecht…

Ich muss sofort üben… oder mich erschießen…

Ich entscheide mich für die 20 km Jogging durch unwegsames Gelände… danach kann ich wenigstens nicht mehr klar denken.

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Wir Gitarristen sind bekloppt.

Auf keinem anderen Instrument messen sich die Musiker der Welt so sehr wie auf der Gitarre.

Höher schneller weiter.

Hast Du den schon gesehen?

Der spielt den Hummelflug bei Tempo 240…

Wow !

Das ist zwar krass, aber ich muss Dich enttäuschen.

Leider wieder nur Zweiter.

Der Tubaspieler von der Dresdner Philharmonie ist noch schneller.

250 bpm…

unter 54 Sekunden !

Das ist über 10 Sekunden schneller als David Garrett auf seiner Geige.

Das musst Du Dir mal reinziehen.

Wahnsinn ;-DDD

Krasse Atem- und Zungentechnik.

(Was sagt eigentlich seine Frau dazu? 😉 )



Und wie hört sich das an?

Eher wie ein Ameisenbär mit Verdauungsproblemen, oder?

Was soll das?

Irgendwie begreifen wir unser Instrument oft nicht als Musikinstrument sondern als Fitnessgerät.

Ich weiß nicht.

Sind wir wirklich bessere Musiker, wenn wir eine Tonleiter bei Tempo 240 in 16teln über das Griffbrett jagen können?

Kein normaler Mensch will das hören. Oder?

Bin ich hier bei der Olympiade?

Ehrlich.

Ich stehe auf virtuose Musik.

Ich finde es völlig klasse, wenn Gitarristen auf ihrem Instrument abgehen.

Das will ich auch können. Da will ich auch hin.

Das Problem dabei ist aber, dass man sich ständig vergleicht.

Kennst Du noch dieses Kartenspiel?

8 Zylinder !

12 ! Ha ! Meine…

430 km/h !

482 ! Bugatti ! Ha Ha… Gewonnen !

Tempo ist eine messbare Einheit.

Gibt’s in jedem Auto. Nennt sich Tacho.

Musikalität ist aber nur bedingt messbar.

Dem einen gefällt es. Dem anderen nicht.

Punkt.

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John Mayer studierte einst am Berklee College of Music in Boston und wollte auch der BESTE Gitarrist werden. Der beste…? Was soll das sein?

Nach einem Semester war er ziemlich frustriert und fragte sich, warum er bei all den vermittelten Informationen die Verbindung zur Musik verlor.

In den Ferien besann er sich auf seine Lieblingsalben und merkte, dass er Songs schreiben wollte. Dass er Musik machen wollte, die Menschen tatsächlich erreichte.

Er wollte „Listenable“ sein.



Mittlerweile ist er einer der erfolgreichsten Musiker der letzten 10 Jahre.

Und witzigerweise gleichzeitig auch einer der einflussreichsten Gitarristen seiner Generation.

Spätestens seit seinem Album „Live in L.A.“ wollen alle wieder auf einer Strat Blues wie Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan spielen.

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Wie hilft Dir das jetzt weiter?

Lerne Songs, nicht nur Technik.
Lerne Musik.
Lerne musikalische Zusammenhänge.


Du könntest Dir zum Beispiel vornehmen, jede Woche einen Song zu lernen.

Aber konzentriere Dich jede Woche nur auf EINEN Song.

Lerne die Akkorde.

Lerne den Rhythmus !!!

Lerne das Solo.

Lerne die Theorie dahinter.

Welche Tonleitern verwendet der Gitarrist bei seinem Solo?

Die E-Moll Pentatonik?

Kennst Du schon? Glück gehabt !

Dann übst Du die E-Moll-Pentatonik diese Woche auf dem gesamten Griffbrett.

Gibt es ein besonders cooles Lick in dem Solo?

Einen schnellen Lauf?

Tada! Da hast Du Deine Technikübung für die nächsten Tage.

Aber Du lernst Musik. Nicht Technik.

Wenn Du das ein ganzes Jahr lang durchhältst, hast Du an die 50 Songs drauf.

Kein schlechtes Repertoire.


HÖRE AUF DICH ZU VERGLEICHEN !

Wenn Du ein Bild malst, sagst Du ja auch nicht „Ich habe doppelt so viele Pinselstriche wie van Gogh in der Hälfte der Zeit geschafft. Yeah. Gewonnen!“

Dieses Überangebot an Informationen bringt einen um den Verstand.

Mach mal das Internet aus und höre einfach eine CD von Anfang bis Ende durch. Macht auch kaum noch jemand. Skippediskipp…

Es gab Zeiten, da kannte man so fünf bis zehn tolle Gitarristen und das wars. Das waren dann die Helden, denen man nacheiferte…

Heute taucht jeden Tag ein neues Supertalent aus einer verborgenen Ecke des Internets auf und bricht den nächsten Rekord.

Noch ein krasses Solo in einem 13/15 Takt bei 256 bpm…

Gähn.

Außergewöhnlich ist schon wieder gewöhnlich.

Also würde es doch totalen Sinn machen, diesen ständigen Wettkampf um das schnellste, geilste Gitarrensolo oder -riff zu verlassen und sich dafür auf etwas anderes zu konzentrieren.

Konzentriere Dich auf DICH !!!

Versuche herauszufinden, wo DU hinwillst.

Nichts gegen Inspiration.
Aber lass Dich nicht von Deinem Weg abbringen !!!

Wenn Du das brutalste, blutrünstigste Deathmetal-Album aller Zeiten aufnehmen willst, okay. Go !
Dann soll das Dein Weg sein.

Möge Satan mit Dir sein 😉

Wenn Du aber eigentlich lieber Popsongs spielen willst, dann tue das.

Höre auf Dein Herz.

Und sei glücklich mit der Musik.

Es gibt diesen schönen Spruch:


„Du kannst noch so gut sein, auf YouTube gibt es immer einen sechsjährigen Chinesen, der es besser kann.“


Denke mal darüber nach 😉

Und jetzt wieder ran an die Gitarre und üben.

MACHEN UND LACHEN


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